Grüß Gott &
herzlich willkommen

Ein Fremder in Stuttgart: „Wo kann ich hier eine Fahrkarte kaufen?“ – „Dess hoißd hier net Fahrkarte, sondern Billädd!“ – „Also gut, wo kann ich ein 'Billädd' kaufen?“ – „Ha, am Fahrkardaschaldr nadierlich.“ (Quelle: www.schwaebisch-schwaetza.de)

Willkommen in Schwaben! Falls Sie noch nicht vertraut damit sind, wie der Schwob schwätzt, und auch verloren wären, wenn Sie der Schaffner ums Billädd (oder auch Bilettle) bitten würde, sind Sie hier richtig. Wir haben Ihnen ein paar Tipps für den Start zusammengestellt. Bei den Schreibweisen bitten wir um Nachsicht - je nach Region können sie leicht abweichen, denn einen allgemeingültigen Schwäbisch-Duden gibt es nun einmal nicht.

Schwäbisch lernen kann man auch mit den Kultfiguren des SWR: Äffle und Pferdle. Unter www.aeffleundpferdle.de/videos sind zahlreiche Spots zu finden - klicken Sie mal rein. Kurz zur Erklärung, warum ein Pferdle: Der Name Stuttgart leitet sich von Stutengarten ab, daher ist das Pferd auch auf der Stadtflagge zu finden.

Einführung ins Schwäbische

Schon nach den ersten Tagen oder Wochen in Schwaben fällt einem auf, dass an vielen Wörtern ein -le angehängt ist. Die Schwaben nutzen gerne die Verkleinerungsform, so wird aus Zug Zügle, aus Land Ländle, aus Dose Dösle, aus Maus Meisle usw. Achtung: Der Schwabe selbst verniedlicht sich nicht (Schwäble ist also absolut falsch!). Tipp: Wer aus Hessen stammt und beim Metzger gerne gegartes Schweinefleisch kaufen möchte - bestellen Sie ein Ripple, kein Rippchen ;)

Weiterhin neigen Schwaben dazu, überflüssige Silben einfach wegzulassen, also anstatt hinauf sagt man nauf, statt hinunter nunder. Die berühmte Sparsamkeit der Schwaben greift auch hier.
Einen Relativsatz beginnt man im „Ländle“ einfach mit wo anstelle von der, die, das: „Das Haus, wo da blau ist.“
Während in anderen Ecken Deutschlands ein „st“ nur am Satzanfang als [scht] ausgesprochen wird, machen die Schwaben es auch im Wort; also Fest = Fäscht, Lust = Luscht, ist = isch usw.
Bei den Uhrzeiten denken die Schwaben vorausschauend, also schon mit Blick auf die nächste volle Stunde. 9:45 Uhr heißt daher dreiviertel 10, 8:15 ist viertel 9.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Der Schwabe mag Ordnung - und hält an der Kehrwoch(e) fest. Als Neigeschmeckter (Zugezogener) sollte man daher die Kehrwoche unbedingt ernst nehmen. Und dabei Trottwar (Bürgersteig) und Kandl (Abwasserrinne) nicht vergessen.
In vielen Orten Schwabens geht man gerne einmal in den Besen (oder Beasa). Das wiederum hat nichts mit Putzen zu tun, sondern mit Wein. Ein Besen ist ein Gastbetrieb, der von Winzern betrieben wird und nur saisonal oder tageweise geöffnet hat. Der Name Besen kommt von der Tradition, einen Besen aufzustellen, wenn der Betrieb geöffnet ist. Die Winzer schenken dort eigenen Wein aus und bieten in der Regel kleinere Gerichte an (Wurstsalat, Schlachtplatte, Käseplatte, etc.). Im Besen können die Gäste in Ruhe ihr Viertele schlotzen (0,25 l Wein trinken).

Ein bekannter Ausspruch in Schwaben lautet "Net gmotzt isch gnug globt." Denn die Schwaben sind nicht unbedingt für Lobeshymnen bekannt. Man sagt, wenn ein Schwabe nicht meckert, gilt das schon als Lob.

Ein kleines Wörterbuch

Rund ums Essen
A Halbe = 0,5 l Bier
A Viertele/Virdale = 0,25 l Wein
Beisserle = Zähne
Flädle = Pfannkuchen, die in Streifen geschnitten und in Brühe serviert werden
Gsälz = Marmelade (Träublesgsälz = Johannisbeermarmelade / Breschdlengsgsälz = Erdbeermarmelade)
Gschmälzt = in Butter angebraten; gschmälzte Maultaschen werden mit Zwiebeln serviert
Gutsle/Guatsle = Bonbon oder auch Weihnachtsplätzchen (und dann bitte nicht nur ein oder zwei Sorten)
Herrgottsbscheißerle = anderes Wort für Mauldasch (Maultaschen); die Legende sagt, dass die Schwaben in der Fastenzeit nicht auf Fleisch verzichten wollten und es daher einfach in Nudelteig eingepackt haben
LKW = Läberkäsweckle (mit ABS = a bissle Senf); ein Brötchen mit Leberkäse
Ripple Schoklad = ein Stück Schokolade (Schoklad ist übrigens männlich, der Schoklad)
Soidawürschdle/Saiten = Wienerwürstchen, die es übrigens immer im Paar gibt (wenn Sie also beim Metzger 2 Paar bestellen, bekommen Sie 4 einzelne Würstchen); klassisch isst man Saiten mit Linsen und Spätzle
Veschper = Abendbrot/Vesper

Ausdrücke
älls = manchmal (I han des älls scho gmacht)
äbbas = etwas
heba = kann heben heißen, muss es aber nicht; „heb mol“ bedeutet etwa „halte mal kurz“.
Ha noi = hat mehrere Bedeutungen; hanoi kann einfach „nein“ heißen, ein nachdrückliches Nein!/Niemals! meinen oder auch „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“; davon zu unterscheiden ist „Ha no“, was eher zustimmend oder erstaunt gemeint ist
Heidanei! = meint entweder „verflixt!“ oder drückt Erstaunen aus

Gemischt
Gschmäckle = Beigeschmack; z.B. können Entscheidungen von Politikern ein Gschmäckle haben, wenn sie dabei einen (negativen) Hintergedanken haben
Hocketse = Straßenfest
Raddagiggl = Schlitzohr
Stäffele/Staffeln = Treppen (z.B. hat Stuttgart durch die Kessellage überall Treppen, die als Stäffele oder Staffeln bekannt sind; die Weinbergstaffel, die Sünderstaffel, die Himmelsstaffel etc.)

Viel Freude beim Schwäbeln!